Der niederländische Student Boyan Slat tauchte in jüngster Zeit häufig in den Nachrichten auf. Warum? Er hat einen Plan für die Beseitigung der massiven Plastikverschmutzung aus den Ozeanen. Einen sehr gut durchdachten Plan, der viele Menschen begeistert. Trotzdem wird er nicht die gewünschte Wirkung erzielen, meinen diverse Ozeanographen. Der Plan hat nämlich ein paar Unvollkommenheiten. Auch wenn der gesamte Plan perfekt funktionieren würde, wäre dies noch immer keine Lösung für das weltweite Problem. Derzeit befinden sich laut Schätzungen mehr als 100 Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen. Diese Menge wird jedes Jahr um 8 Millionen Tonnen zunehmen.
Es ist offensichtlich, dass etwas gegen die Verschmutzung der Ozeane, die Plastiksuppe und eigentlich natürlich gegen die weltweite Verschmutzung unternommen werden muss. Neben Verschmutzung ist die Überfischung ein weiteres Problem, nicht nur durch eine unzureichende Fangquoten-Anwendung, sondern auch durch destruktive Fischfangmethoden. Dann ist da noch die Erderwärmung, die zu einer Versäuerung des Meereswassers führt und so viele Probleme für die Meeresbewohner mit sich bringt. Probleme genug also in den Ozeanen, die Beseitigung des hier herumschwimmenden Abfalls ist somit lediglich eine der Lösungen, allerdings eine, die wir benötigen.
Der niederländische Student Boyan Slat hat einen „Ocean Cleanup Array“ vorgeschlagen, der große schwimmende Abfallgürtel innerhalb von zehn Jahren beseitigen soll. Hierbei werden bis zu mehrere Hundert Kilometer lange Netze in den größten Meeresströmungen verteilt. In der Mitte der Netze soll sich eine Schwimmbake befinden, an der alle Plastikteile gesammelt und anschließend aus dem Wasser geholt werden.
Theoretisch eine sehr gute Idee, doch in der Praxis durch die Kräfte der Natur kaum realisierbar. Man denke zum Beispiel an „Fouling“, das Wachsen von Algen und anderen Lebensformen, die starke Strömung, Stürme, Lebewesen, die sich in den Netzen verfangen und daneben die menschlichen Faktoren: Wer ist verantwortlich? Woher kommt das Geld, was passiert mit dem Abfall? Eine schöne Idee also, aber nicht sehr realistisch.
Schwimmende Abfallgürtel verdienen ein Ocean Cleanup
Über die schwimmenden Abfallgürtel, oder Plastiksuppe, herrschen ziemlich große Missverständnisse. Es ist nämlich nicht so, dass man plötzlich einem sehr großen Abfallgürtel mitten auf dem Wasser begegnet und das dann die gesamte Verschmutzung ist. Es gibt zwar einige dieser Plätze, wo sich schwimmender Abfall sammelt (5, in jeder Strömung 1), doch in den Ozeanen gibt es noch viel mehr Abfälle, die man auf einem Satellitenbild kaum erkennen kann. Die größte Abfallanhäufung ist der Great Pacific Garbage Patch, der Schätzungen zufolge ca. 900.000 Quadratmeter umfasst.
Der größte Teil der Plastikverschmutzung in den Ozeanen besteht aus sehr kleinen Teilchen, häufig weniger als 10 mm groß, die sich unter der Oberfläche befinden, mitunter in bis zu 150 m Tiefe. Außerdem ist genug Plastik auf dem Boden der Ozeane zu finden. Probleme, über die bei der Erfindung des Ocean Cleanup nicht ganz optimal nachgedacht wurde.
Experten für die Verschmutzung von Ozeanen, Ozeanographen und Organisationen, versprechen sich mehr von Prävention. Einfach vermeiden, dass weiteres Plastik in unseren Ozeanen landet. Die Produktion von Plastik steigt noch immer und es wird somit immer mehr Plastik in den Ozeanen landen, wenn nichts unternommen wird.
Eines der Probleme sind zum Beispiel die Microbeads, kleine Plastikkügelchen, die hauptsächlich in Kosmetika enthalten sind. Diese Kügelchen sind pure Verschmutzung und schädlich für die Natur und das Leben im Meer. Ein weltweites Verbot wäre bereits ein guter Anfang.
Die zweite Voraussetzung ist ein Mentalitätswandel. Die Verwendung von Einwegmaterialien wie Plastiktüten, Getränkeflaschen und Verpackungen muss reduziert werden. Die dritte Voraussetzung ist der Einsatz von mehr Netzen und Filtern, sodass bereits viel aus dem Wasser entfernt werden kann, bevor dies in Form von Verschmutzung in den Ozeanen landet.
Plastik befindet sich nicht nur in den Ozeanen, sondern wird auch an die Küsten gespült, wobei ständig neues Plastik angespült wird. Wenn dies nicht beseitigt wird, wird der Strand mit Abfall übersät. Ca. 75 % aller auf den Stränden gefundenen Abfälle sind Plastik. Um diesen Abfall zu beseitigen, werden regelmäßig Aufräumaktionen durchgeführt. Wer den Strand aufräumt, leistet damit auch einen Beitrag zur Beseitigung der Abfallgürtel in den Ozeanen. Wenn jeder die Ärmel hochkrempelt und etwas mehr Bewusstsein für die Folgen und Auswirkungen auf die Umwelt entwickelt, kann dies bereits zu einem gesunden Lebensumfeld für Mensch, Tier und Natur beitragen.
Natürlich besteht der erste Schritt darin, sich des Problems bewusst zu werden, doch darüber hinaus gibt es eine Menge Dinge, die wir in unserem täglichen Leben tun können, um unseren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern und selbst weniger Plastikabfall zu produzieren. Hier ein paar Tipps:
Natürlich gibt es noch viel mehr Möglichkeiten, den Gebrauch von Plastik zu reduzieren. Möchten Sie wissen, was Sie sonst noch tun können oder möchten Sie mehr über die Ozeane und den Einfluss unseres Handelns lesen? Dann schauen Sie sich alle unsere Artikel von Rette das Meer an oder besuchen Sie die Website der Sea First Foundation.