Basisbegriffe im Ayurveda
Das Ayurveda kennt viele Begriffe. Man bräuchte ein umfangreiches Studium, um alle Begriffe zu besprechen und zu begreifen. Drei Begriffe sind jedoch so essenziell, dass du sie kennen musst, um Ayurveda gut zu begreifen:
– Guna
– Dravya
– Dosha
Gunas sind Eigenschaften, Dravyas bezeichnen die fünf Elemente und Dosha bedeutet Bewegung. Diese drei Begriffe formen zusammen die drei Konstitutionen.
Die Begriffe, welche oft für die Konstitutionen verwendet werden – Kapha, Pitta en Vata – findet man im gesamten Bereich des Ayurveda. Alle möglichen Erscheinungen werden im Ayurveda nämlich mithilfe dieser drei Begriffe benannt: die körperliche Verfassung, die Körperfunktionen, die Krankheitsbilder, die Bereiche des Tages, die Bereiche des Jahres und sogar die Bereiche eines Menschenlebens. Kappa, Vata und Pitta sind sozusagen die Basis der Sprache, in der Ayurveda spricht. Die Ernährungslehre wird ebenfalls anhand dieser Begriffe erklärt.
Was sind die Gunas im Ayurveda?
Das sind Eigenschaften, die wir mit unseren fünf Sinnesorgane wahrnehmen können: das Gehör (Ohren), der Tastsinn (Finger), das Gesicht (Augen), der Geschmack (Zunge) und der Geruchssinn (Nase). Es handelt sich hier um unsere ersten Wahrnehmungen, die wir ohne jegliche Interpretationen erfahren.
Nimm zum Beispiel einen Büschel Kerbel in die Hand. Du siehst, dass er schön grün ist, du fühlst daran und er fühlt sich sanft an, mit deiner Nase reichst du den Duft und mit deiner Zunge schmeckst du die Herzhaftigkeit. Wenn du den Büschel Kerbel schüttelst, hörst du ihn rascheln. Das also sind die Eigenschaften des Kerbels.
Diese Eigenschaften können sich aufgrund der äußeren Umstände ändern. Lege den Kerbel in die Tiefkühltruhe, dann werden die Blätter nicht mehr sanft sein, sondern hart. Lege den Büschel in kochendes Wasser, dann wirst du merken, dass die Farbe, der Duft und der Geschmack sich ändern.
Die Wahrnehmung der Eigenschaften ist essentiell für eine Diagnose. Dabei arbeitet man mit 10 Eigenschaften: Gewicht, Temperatur, Feuchtigkeit, Stabilität, Intensität, Beweglichkeit, Elastizität, Klarheit, Textur und Struktur.
Gewicht, Temperatur und Feuchtigkeit sind die wichtigsten Eigenschaften.
Wie funktioniert das in der Praxis? Wenn du einen Menschen mit vielen Falten, einer trockenen Haut und steifen Muskeln siehst… bedeutet es Trockenheit. Feuchtigkeit vermindert Trockenheit, also hilft Nahrung mit feuchten, schmierenden Eigenschaften. Ein Mensch, der oft Entzündungen hat, kritisch ist und schnell böse wird, braucht kühlende Nahrung.
Dravyas oder die Elemente im Ayurveda
Dravya bezeichnet Materie, tastbare Dinge. Damit unterscheidet es sich von de Gunas. Die Gunas sind Wahrnehmungen und niemals materiell. Ein Guna ist eine Erfahrung, die man nicht greifen kann. Einen Büschel Kerbel zum Beispiel kann man festhalten, seine Farbe, Leichtheit und den Duft nicht.
Die Materie oder die Dravya ist aus 5 Basiselementen aufgebaut: Äther, Luft, Feuer, Wasser und Erde. Diese 5 Elemente kann man am besten anhand ihrer Eigenschaften unterscheiden. Äther hat die Eigenschaft „leicht“, Erde hat die Eigenschaft „schwer“. Äther, Luft, Wasser und Erde sind kalt, während Feuer warm ist.
Doshas im Ayurveda
Dosha bezeichnet im Ayurveda Bewegung oder Aktivität. Es gibt dabei einen Unterschied von drei Formen: eine echte Bewegung, bewegungslos sein und eine Bewegung, die eine Veränderung verursacht.
Bei einer echten Bewegung wird etwas im Raum versetzt. Der Gegensatz von Bewegung ist Stillstand. Wir sehen Stillstand zum Beispiel bei den Bergen, die bereits jahrhundertelang auf derselben Stelle stehen. Stillstand hat in der Natur ebenfalls eine Bedeutung. Die letzte Form der Bewegung ist die Bewegung, welche eine Veränderung verursacht, die Bewegung der Transformation. Zum Beispiel ein Kind, das aufwächst und erwachsen wird, eine Pflanze, die im Frühling blüht, …
- Kapha ist der Stillstand oder bewegungslos sein.
- Pitta ist die transformierende Bewegung.
- Vata ist die echte Bewegung oder die Bewegung, bei der etwas im Raum versetzt wird.
Diese drei Bewegungen steuern das Leben, es sind die drei Säulen des Lebens. Zum Beispiel der Jahreszeitenwechsel, der Verlauf eines Tages, die Stimmung, …
Wenn wir diese Begriffe hinsichtlich der Ernährungslehre gesamt beschauen, kannst du dir eine persönliche Diät für dein eigenes „ich“ gestalten. Jeder Mensch hat seine eigene Konstitution und seine eigene Art.
Energie im Ayurveda (prana)
Neben bestimmten Eigenschaften und dem Geschmack hat Nahrung auch eine Energie. Die Energie ist vom Geschmack unabhängig. Beispielsweise kann Nahrung, die süß, bitter oder herb schmeckt und dadurch kühlend wirkt, trotzdem eine warme Energie haben. Ein Beispiel dafür ist Dill. Dillsamen sind süß und herb, sie haben jedoch eine erwärmende Energie. Kokos, Pfefferminze und Rosenblätter sind kühlend. Erwärmende Gewürze sind Ingwer, Pfeffer und Senfsamen.
Es ist erfreulich, zu wissen, dass du die Energie der Nahrung durch die Zubereitung, Kräuter und Gewürze beeinflussen kannst. Das ist wichtig, wenn du deinen Körper wieder ins Gleichgewicht bringen möchtest. Wenn du zum Beispiel Probleme mit einer langsamen Verdauung hast, ist es gut, warme Nahrung zu essen. Warme Nahrung, beispielsweise eine herzhafte Suppe, kann schnell verdaut werden. Wenn du die Suppe gegessen hast, wirst Du merken, dass du schneller Hunger kriegst und vielleicht beschleunigt sich dein Stuhlgang auch. Wenn du Probleme mit einer schnellen Verdauung hast, ist es gut, kühlende Nahrung zu essen, beispielsweise ein süßes Gebäck oder eine Schale mit gekochtem Reis. Du wirst merken, dass du nicht so schnell wieder Hunger hast und dass der Stuhlgang langsamer, fettiger oder sogar ganz trocken wird. Du kannst also die Energie der erwärmenden oder kühlenden Nahrung steuern. Es kann sein, dass du bei einer langsamen Verdauung trotzdem Nahrung mit einer kühlen Energie essen möchtest, beispielsweise einen rohen Apfel. Wenn du ihn ohne jegliche Zufügung oder Verarbeitungen isst, wird er dich bei der Verdauung kühlen. Die Beeinflussung der Energie von Nahrung ist auch der wichtigste Grund, dass man im Ayurveda oft mit Kräutern oder Gewürzen arbeitet.
Bei der Einteilung der Nahrung werden nicht nur die Eigenschaften, Geschmäcker und Energie berücksichtigt, sondern auch die Art und Weise der Wirkung. Beispielsweise gibt es einige Nahrungsmittel, die das Blut positiv beeinflussen, andere Nahrungsmittel sind gut für die Haut, die Lungen, usw.
Im Ayurveda wird vorzugsweise reine Nahrung verwendet, aus diesem Grund isst man auch kein Fleisch. Man schaut auch, woher die Nahrung kommt. Respekt für die Natur und die Umgebung bedeutet auch Respekt für die Umstände und Absichten, in denen Gemüse gezüchtet wird. Diese Aufmerksamkeit wird mit Respekt bei der Nahrungszubereitung fortgesetzt. Die Absichten beim Kochen beeinflussen die Energie deiner Nahrung. Nahrung muss mit Liebe und Aufmerksamkeit zubereitet werden, mit positiven Gefühlen gegenüber den Menschen, die deine Mahlzeit essen werden.
Quelle: Das Ayurveda-Kochbuch von Lies Ameeuw
Das Ayurveda-Kochbuch und Ayurveda aus dem Herzen von Lies Ameeuw Online erhältlich www.lies-ameeuw.be